Wie im vergangenen Jahr wird euch auch 2015 der Spreeblick-Adventskalender begleiten, Johannes legt sich ins Zeug und präsentiert grandiose oder mindestens bemerkenswerte Perlen der deutschsprachigen Popkultur. Alle Einträge für 2015 sind hier zu finden.
Zu Beginn der aktuellen Themenwoche „Telefon“ habe ich ja bereits ganz kurz die schwedischen Geometriemusiker angesprochen (wegen ihres gespiegelten Bandnamens und der viel-seitigen Arrangements…), heute widme ich ihnen aber mal eine ausführliche Würdigung anlässlich ihres wunderbaren Klingeltons „Ring Ring“, den sie eben dankenswerterweise auch auf deutsch eingesungen haben.
Die beiden A von ABBA haben ohnehin eine ziemlich enge Beziehung zu uns, ihren Nachbarn im Süden: die Norwegerin Anni-Frid Synni Lyngstad, Jahrgang 1945, ist die Tochter von Alfred Haase, einem deutschen Besatzungssoldaten, und der Norwegerin Synni Lyngstad, die unglücklicherweise schon 1947 an Nierenversagen starb. Anni-Frid wuchs bei ihrer Großmutter zunächst in Zentralschweden an der Grenze zu Norwegen, dann in Malmköping (übrigens „Tschöping“ gesprochen, wie alle schwedischen Orte mit einem K vor dem Ö) auf. 1992 ehelichte sie den Deutschen Heinrich Ruzzo, Prinz Reuss von Plauen, ihr dritter und bislang letzter Ehemann (er starb 1999 an Lymphdrüsenkrebs). In ihrer Solokarriere sang Anni-Frid allerdings nicht auf deutsch, ganz im Gegensatz zur fünf Jahre jüngeren Agnetha Åse Fältskog aus Jonköping (ihr wisst schon: Jontschöping…), die 1968/69 sogar in Berlin Tempelhof mit ihrem damaligen Verlobten und Produzent Dieter Zimmermann wohnte, und mit ihm auch eine ganze Reihe Platten aufnahm, z.B. diese hier, die schon auf unser aktuelles Thema vorgreift:
(Eben niemand mehr, seit sich Alexander Graham Bells bahnbrechendes Medium durchgesetzt hat …)
Dieter Zimmerman hat als „Cliff Carpenter“ übrigens eine ganze Reihe schmissiger Orchesterarrangements herausgebracht, eine hat es auf den 3. Sampler der schönen „The In-Kraut“ Reihe mit obskurer deutscher Popmusik aus den 60er und 70er Jahren geschafft, seine Interpretation von Led Zeppelins „Whole lotta love“:
Leider war auch Dieter Zimmerman kein besonders langes Leben vergönnt, er starb mit 34 Jahren an Leukämie – anscheinend erlebten so einige Männer aus dem Umfeld von Agnetha und Anni-Fried ihr „Waterloo“:
Und ein Waterloo ist erneut der Umgang von YouTube mit diesem musikalischen Kulturgut, leider ist die deutsche Version von „Ring Ring“ hier nämlich nicht verfügbar, und deshalb schauen die Leserinnen und Leser von Spreeblick wieder einmal in die Röhre. Trösten kann ich Euch nur mit der B-Seite von „Ring Ring“, „Wer im Wartesaal der Liebe steht“, dem eingedeutschten „Another town, another train“, ja, alles wird sich vielleicht zum Guten wenden, wo es doch um alles geht:
Immerhin kann man auf dieser Schweizer Seite doch mal ganz kurz in „Ring Ring“ hineinhören, um mal einen Eindruck zu bekommen.
Und dann steht uns natürlich auch die wunderbare schwedische Originalversion zur Verfügung, die doch einlädt, sich mit dieser wunderbaren Sprache mal etwas näher zu beschäftigen:
Om jag fick en signal, tog jag ett språng
Hjärtat gjorde en volt, ding-dong bing-bong
Hejdo,
Johannes