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Harry Rowohlt (1945 – 2015)

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Der heutige Morgen war geprägt von der Freude über den 16. Geburtstag des älteren Sohns und der begleitenden Wehmut. Ein Kind stolpert in das Erwachsenenleben, von dem wir, seien wir doch ehrlich, gar nicht wissen, ob wir es ihm wünschen sollen, und damit auch immer weiter weg von uns. Wer will denn wirklich diesen „Ernst des Lebens“, er soll uns gestohlen bleiben, für immer, ich habe diese drei Worte schon als Drohung empfunden, als ich selbst noch ein Kind war.

Altwerden ist scheiße*. Aber Selbstständigkeit ist toll. Und schließlich ist es seine Aufgabe, zu gehen, und unsere, ihn gehen zu lassen. So schließen wir die Tür hinter ihm also mit einem Lächeln, als er sich auf den Weg zur Schule begibt. Es ist gut und richtig, so, wie es ist, natürlich.

Und dann können wir ihnen doch freien Lauf lassen, den dicken Tränen, die unsere Wangen hinab rinnen, als wir lesen müssen, dass Harry Rowohlt gestorben ist. Ein zufälliges Timing von so großer Tragweite für uns. Als würde er, dessen Stimmen unsere Familie seit anderthalb Jahrzehnten begleiten, besänftigen, zum Lachen und Weinen bringen, den Abschied von der Kindheit, der so feierlich wehtut, noch einmal unterstreichen. Und genau so, wie wir das Ende von „Pu der Bär“ nicht hören können, ohne zu heulen, können wir die Nachricht nicht tränenlos verkraften, dass Harry Rowohlt nicht mehr lebt.

Zum Abschied passt ein kurzer Satz des Bären von sehr geringem Verstand: „So ein Mist.“

Und heute Abend gibt’s Jameson.

*Im Sinne von: Nicht weiter jung bleiben zu können. Grundsätzlich ist es super, alt werden zu können.

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